Keramikatelier in der alten Schiefergrube

56348 Kaub

Das Keramiker Ehepaar Michael Sälzer und Beate Thiemeyer bezogen vor 20 Jahren die ehemalige Schiefergrube und legten sich einen magischen Wildgarten mit vielen geheimnisvollen,selbstgebrannten Tonfiguren in altem Stil an, die sie auch noch selber brennen. Keramikgeschirr brennen die beiden nur noch als Pflicht, sagt Beate.

    

Zwischen Tradition und Moderne

Keramik aus der Schiefergrube


Die Moderne ist gar nicht so sehr modern. Wer die Sprache aktueller Kunst verfolgt, stößt häufig auf Urformen. Keramikerin Beate Thiesmeyer setzt auf derart alte Zeichen. Auch Ehepartner Michael Sälzer geht im positiven Sinne rückwärts. Die beiden leben und arbeiten in der Nähe von Weisel bei Kaub. Vom Blücher-Städtchen am Rhein führt der Weg oder die Straße Richtung Taunus. Eine runde Stunde lang geht´s per pedes bergauf. Am schönsten ist der Waldweg zum Volkenbachtal - vorbei an den verlassenen Zeugen der Schiefergeschichte. Ziel: der alte Dachschieferstollen Viktoria.

Vor rund 20 Jahren hat das Keramiker-Duo die ehemalige Schiefergrube bezogen und dort oben am Waldrand eine Töpferei eröffnet. Er, der gebürtige Westerwälder (Altenkirchen) und sie, die Wattenscheiderin - beide in Höhr-Grenzhausen nach bester Kannebäcker-Art ausgebildet - fanden inmitten ursprünglicher Umgebung genau das, was ihnen in Kopf und Sinne paßte: Wildwuchs. Natur ohne Grenzen.

Beate, 1952 geboren, setzte zunächst auf individuell gestaltete, von der Phantasie gezeichnete Gebrauchskeramik. Auf Geschirr, bei dem das Auge immer und gerne mitißt. Schon damals tauchten Zeichen auf, die 20.000 Jahre zuvor in Heiligtümern von spiritueller Bedeutung waren: Pfeile und Spiralen oder Zickzacklinien schmückten Schalen, Tassen, Teller. Der Mann, der alles zum Funktionieren brachte und bringt: »Micha«, Jahrgang ´47, ist in erster Linie »Technokrat«. Er entwickelt neue Glasuren, erprobt Brennverfahren, baut Öfen. Sälzer liebt - wie könnte es anders sein - das Salz, dreht Richtung Westerwälder Keramik-«Renaissance«. Traditionelles fertigt er heute noch gerne und oft. Beate Thiesmeyer hat sich von der Produktion bunt-verspielter, blumiger Gebrauchskeramik weitestgehend verabschiedet - »das ist nur noch Pflichtprogramm«. Stark ist sie in plastischer Keramik, in keramischen Skulpturen. In den neuen Arbeiten tauchen sie wieder auf, die Urzeichen - Spiralen, Pfeile. Eine Sprache, die dem Inneren der Menschen entstammt.

Beispiele: siebenmal Weiblichkeit in rotbrennendem, rauhem, glanz- und glasurlosem Ton. Matte Engoben (Malereien) betonen den »alten« Charakter - der Mutter, der Priesterin, der Kriegerin, der Königin, Furie, Künstlerin oder der Liebenden. Von reicher Symbolik sind sie alle.

Natürliche Gärten, Wildwuchs, Nischen für den Rückzug; blumenumwucherte, verwunschene »Kojen« haben es Beate und Michael angetan. Der »Urwald« hinterm Haus der beiden sagt, zeigt alles. Dort, wo die beiden am liebsten ausruhen, dort stelzen, balancieren die urzeitlichen Keramikfiguren durch Gebüsch, Gras, Wiese.

Kunst und Natur umarmen sich. Sind eins. Rückbesinnung auf den Ursprung: Hier kann der Besucher mit den beiden hocken, plaudern. »Ein schöner Tag« - bei Thiesmeyer & Sälzer beginnt er.

 InformationenAnfahrtB 42 Bonn-Koblenz-Wiesbaden nach Kaub. Ortsmitte/Marktplatz Richtung Weisel. Wandern entlang der Straße (ca. 3 km), Waldroute beginnt am Bahnhof (Wegnummer »K2«). Karte: Naturpark Nassau, Blatt 4 (Loreley und Nastätten).
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