Pater Georg Jung | © Stadt Braubach

Georg Jung

Pater

Erinnerung an einen Braubacher Pallottinerpater

Die Stadt Braubach erinnert heute an einen Limburger Pallottinerpater aus Braubach,in Lahnstein geboren und der im Dritten Reich wegen seines Glaubens in Haft saß. 

 

Pater Georg Jung | © Stadt BraubachAls Grundlage dienen Tonbandaufzeichnungen des Paters, die seine Nichte Gisela Zokolowski zu Papier gebracht hat.

 

Georg Jung wurde 1903 als Sohn des Fuhrunternehmers Franz Jung (1879-1968) in der Pfarrgasse in Oberlahnstein geboren. In seiner Schulzeit reifte die Entscheidung Priester zu werden. Der Erste Weltkrieg brach aus: Sein Vater wurde zum Wehrdienst eingezogen, Georg musste als Briefträger zum Unterhalt seiner Mutter und vier Geschwister beitragen.

 

Nach Kriegsschluss bewarb er sich bei den Pallottinern und wurde angenommen. Mühelos durchlief er ab April 1920 die humanistischen Studien in Ehrenbreitstein und Vallendar, das Noviziat in Olpe und die philosophisch-theologischen Studien in Limburg. 

 

Am 02. April 1933 wurde er zum Priester geweiht. Pater Jung wurde im Mutterhaus zu Limburg als Hausökonom für mehrere hundert Personen tätig. Auch half er als Aushilfs-priester in nahezu allen Pfarreien der Diözese Limburg. Mit dem Limburger Mutterhaus, das ihm zur eigentlichen Heimat geworden war, durchlitt er auch die schweren Jahre der nationalsozialistischen Verfolgung und Unterdrückung. Ohne berechtigten Verdacht eines Vergehens wurden alle Priester und Brüder, die in der Hausleitung und Hausverwaltung tätig waren, in Untersuchungshaft genommen, die für die Meisten anderthalb Jahre dauerte. Die Provinzleitung versuchte man zu beseitigen, indem man den Mitgliedern Äußerungen gegen das Regime vorwarf, die aber niemals bewiesen werden konnten. So wurde auch Pater Jung als Hausverwalter am 25. Juli 1942 in Untersuchungshaft genommen, in der er bis zum 17. März 1944 durchhalten musste, die meiste Zeit im Gestapo-Gefängnis Frankfurt. Unter äußerst schwierigen und abenteuerlichen Umständen gelang es Paul Hergenhahn, damals Kaplan in Heilig Kreuz/Frankfurt, später langjähriger Pfarrer von St. Martin Lahnstein, die Heilige Kommunion mit Hilfe eines Aufsehers ins Gefängnis zu schmuggeln. Für Pater Jung war es ein Zeichen seiner seelischen Kraft, dass er dies alles ungebrochen aus seiner religiösen Haltung überstanden und später ehrlich sagen konnte, er möchte diese Zeit in seinem Leben nicht missen. „Man war Gott so nah wie niemals mehr im Leben,“ ist auf den Tonbandaufzeichnungen zu hören.

 

Da Pater Jung nach seiner Haft aus dem Bezirk Limburg ausgewiesen wurde, übernahm er die Pfarrei Lonnig bei Mayen. Nach Kriegsende kehrte er in sein Amt im Limburger Mutterhaus zurück. Im Jahr 1947 wurde er Rektor in Ehrenbreitstein (1947-1950) und anschließend im Mutterhaus zu Limburg (1950-1953). In Ehrenbreitstein kümmerte er sich um den Aufbau des halbzerstörten Hauses, in Limburg um den des Bischof-Vieter-Kollegs, das damals viele Sorgen mit sich brachte, wie man die vielen Schüler unterbringen und ernähren sollte. Von 1953 bis 1956 war er Vizeprovinzial und anschließend bis 1959 Provinzialrat. Von 1963 bis 1973 übernahm er abermals das Rektorat in Ehrenbreitstein. Aus gesundheitlichen Gründen ließ er sich ins Mutterhaus nach Limburg versetzen. Seine Krebserkrankung hat er mit großer Geduld bis zu seinem Tod am 09. Juli 1977 ertragen. Er wurde in Limburg auf dem Friedhof des Mutterhauses beigesetzt. Damit endete ein Priester- und Pallottinerleben, das von selbstloser und froher Dienstbereitschaft erfüllt war.

 

Zu Pfarrer Hergenhahn erwuchs eine lebenslange Freundschaft, weshalb Pater Jung öfter in Lahnstein zu Besuch war.

 

Die Aufzeichnungen des Paters (22 Seiten) werden gerne für schulische Zwecke zur Verfügung gestellt:

 

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archiv@lahnstein.de 

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